Sakramentskapelle

Hinter dem Paradies an der linken Seite des Eingangs zum Brunnenhof liegt die Sakramentskapelle.Im Innenraum der Kapelle erkennt man alsbald die „Erlöserikone“. Der leuchtende Christus trägt in der linken Hand ein geöffnetes Buch.

Darin steht zu lesen: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.

Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht“ (Mt 11,28-30).

Besser kann man die Funktion der Sakramentskapelle kaum beschreiben. Der Raum will als Oase nach langer Wanderung zur Ruhe einladen, bei dem, der „uns geboren, uns gegeben aus der Jungfrau Maria“.

Baugeschichte

An der Westseite des Brunnenhofes befindet sich der Bau der heutigen Sakramentskapelle mit der nach Süden hin anschließenden Vorhalle.
Im Verlauf des Jahres 1860 wurde sie als Beichtkapelle für die niederländischen Pilger erbaut, nachdem in den Jahren 1857/58 schon der langgestreckte Neubau der „deutschen“ Beichtkapelle, der heutige „Klostergang“ errichtet worden war.
Die noch heute ablesbare Erweiterung des ehemals zweischiffigen Innenraumes zur Dreischiffigkeit erfolgte 1890 durch die Hinzunahme des alten Einganges der deutschen Beichtkapelle (westliches Schiff).

Die dreijochige Paradiesvorhalle wurde zu Beginn der 1880er Jahre angebaut. In den letzten Kriegswochen erlitt die Kapelle leichte Luftdruckschäden und büßte so die von Friedrich Stummel entworfenen Glasfenster ein. Durch Granatenbeschuss wurde zum Ende des Krieges die Paradiesvorhalle gänzlich zerstört.
Am 1. Januar 1975 erhielt die Kapelle ihre neue Bestimmung als Sakramentskapelle. Der 1975 verstorbene Rektor der Wallfahrt und Pfarrer an St. Marien, Domkapitular Johannes Oomen (Wallfahrtsrektor von 1957 bis 1975), förderte ihre Umwidmung gleichsam als sein Vermächtnis.
In den 80er Jahren erhielt die Paradiesvorhalle neues Fenstermaßwerk, die gestalterische Neufassung des Südeingangs im neogotischen Stil wurde 1997 vollendet.

An der westlichen lnnenwand der Paradiesvorhalle haben einige neogotische Steinbildwerke, Statuen und Reliefs mit Motiven zur Eucharistie und Verkündigung, ihren Platz gefunden. Die qualitätvollen Bildhauerarbeiten gehörten zu dem in den 60er Jahren abgetragenen Hochaltar und zur Kanzel der Basilika. Nach ihrer Wiederauffindung erhielten sie hier einen angemessenen und thematisch sinnvollen Platz. Am Ende der Vorhalle führt eine Eichentür mit künstlerisch gestalteten schmiedeeisernen Beschlägen (Paradiesesbaum, posaunenblasende Engel), über der ein Relief mit der Kommunionspende Jesu an seine Jünger Platz gefunden hat, in den Vorraum der Sakramentskapelle mit dem Zugang zur Kapelle.Die Bronzereliefs der Eingangstür sind verkleinerte Kopien aus dem von Lorenzo Ghiberti geschaffenen Bronzeportal des Baptisteriums der Domkirche zu Florenz.
Sie erzählen mit dem Sechstagewerk der Schöpfung und dem Bundesschluss Jahwes mit Noach zwei Begegnungen Gottes mit den Menschen, die das Alte Testament überliefert.Das erst Ende der 90er Jahre erworbene Bronzerelief des Künstlers H. Schilcher über der Tür hingegen zeigt den Tanz um das Goldene Kalb (Ex 31/18-33,6), über dem Moses mit den Gesetzestafeln in den Händen in heftigem Zorn schwebt. Mit dem Schließen der Tür verlassen wir gleichsam den alten Bund und treten ein zu Christus.
Das zweibahnige Maßwerkfenster des Vorraumes zeigt 1996 geschaffene Wappenscheiben mit dem alten Wappen des Marienheiligtums Kevelaer, dem Wappen des Bischofs von Roermond, Msgr. Franziskus Josef Maria Wierts, und dem Wappen des Bistums Roermond.

Zwei Pfeiler und zwei Säulen mit Blattkapitellen tragen die neun aus unverputztem heimischem Feldbrandstein aufgemauerten Gewölbefelder des quadratischen Raumes.
Das Rot der Backsteine und der dunkle Eichenholzton der neogotischen Ausstattung schaffen die wohltuende Atmosphäre in diesem Kirchenraum. Oberhalb der Tür segnet Christus in Gestalt einer flämischen Eichenskulptur die Ein- und Ausgehenden, die seinen Segen erbitten: „Benedictus benedicat“ („Der Gesegnete möge segnen“).
Die Ausstattung des Raumes ist ganz auf den in die Täfelung des mittleren der drei östlichen Wandfelder eingelassenen Tabernakel ausgerichtet, in dem das Altarsakrament bewahrt und zur Anbetung ausgestellt wird.
Oberhalb des Tabernakels mit dem Wort der Oratorianer. „Jesus sis mihi Jesus“ („Jesus, sei Du mir Jesus“) weist ein Schnitzrelief auf die Verehrung des Gottessohnes hin.In reicher plastischer Ausgestaltung ist hier die Anbetung des Lammes dargestellt, wie sie die geheime Offenbarung beschreibt. Wie dort das „Agnus Dei“, das Lamm Gottes, angebetet wird, so wendet sich hier der Gläubige an den im Altarsakrament gegenwärtigen Gottessohn. Auf diese anbetende Haltung weist der unterhalb des Schnitzwerkes angebrachte lateinische Hymnus „Adoro te devote latens deitas“ („Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir“) hin. Die Kevelaerer Bildschnitzer Gebrüder van Bremen und Jakob Holtmann schufen das Relief um 1901 als Teil der in den 60er Jahren entfernten Kommunionbank der Basilika. Fünf Glasfenster durchbrechen, leuchtenden Edelsteinen gleich, die Wände der Kapelle. Im Krieg zerstört, wurden sie nach den erhaltenen Originalentwürfen Friedrich Stummels wieder angefertigt. Von links nach rechts zeigen sie die Szenen der Verkündigung, Geburt Jesu, Hochzeit zu Kana, Krönung Mariens und die Darstellung Josefs als Arbeiter.
Der aus Teilen der Kommunionbank der Basilika geschaffene Zelebrationsaltar zeigt im Vorderfeld ein geschnitztes Relief des seine Jungen mit seinem eigenen Blut nährenden Pelikans – Symbol für den Opfertod Jesu Christi, der sein Blut zur Rettung von uns Menschen gab.

Der aus Teilen der Kommunionbank der Basilika geschaffene Zelebrationsaltar zeigt im Vorderfeld ein geschnitztes Relief des seine Jungen mit seinem eigenen Blut nährenden Pelikans – Symbol für den Opfertod Jesu Christi, der sein Blut zur Rettung von uns Menschen gab.