Forum Pax Christi
Südlich des Kapellenplatzes, zwischen der Kerzenkapelle und dem Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte, erstreckt sich das Forum Pax Christi mit dem Petrus-Canisius-Haus.
Das Wort „Forum“ ist die altrömische Bezeichnung für Marktplatz, Gericht, Richterstuhl bzw. Öffentlichkeit.
Das wohl bekannteste Forum war das „Forum Romanum“ in Rom, der Raum, in dem sich das Leben abspielte bis hin zum „Pro-Fanum“, dem, was sich vor dem Fanum (dem Heiligtum) ereignete.
Das Forum ist nicht der Gegensatz zum religiösen, oft intimen Erleben, sondern es ist mehr eine Schwelle, auf der sich beides begegnet oder überschneidet. Erwähnt seien hier der jährliche Krippenmarkt „Advent in Kevelaer“ oder die Aufführungen von „Das große Welttheater“ und „Jedermann“‚ also von Schauspielen, die für diesen besonderen Ort geeignet sind. Manches andere, das wegen der Marienstadt in Kevelaer stattfindet, kann hier ebenfalls seinen Platz finden.
Auch das Kevelaerer Forum ist ein Ort der Begegnung. Es ist benannt nach der katholischen Pax-Christi-Bewegung (lat.: Friede Christi), die sich auf internationaler Ebene die Förderung des Friedens unter den Völkern zum Ziel gesetzt hat. Die Bewegung entstand 1944 in Frankreich in katholischen Kreisen der Resistance. Die besondere Verbundenheit der Stadt Kevelaer mit der Pax-Christi-Bewegung hat ihren Ursprung im Jahr 1948, als in Kevelaer der erste Pax-Christi-Kongress auf deutschem Boden stattfand. Brückenbauer des Friedens war der damalige Bischof von Lourdes, Pierre Marie Theas, der seine Begrüßungsrede mit den Worten begann: „Ich begrüße das ganze Deutschland und bringe ihm den Bruderkuss des christlichen Frankreichs, einen Kuss, der Verzeihung gewährt und solche sucht, das heißt: den Kuss der Versöhnung“.
In Erinnerung an diese für die Völkerverständigung so bedeutende Begebenheit wurde die Kapelle im erweiterten Kevelaerer Wallfahrtsbezirk Pax-Christi-Kapelle genannt. Nach der Überdachung des Innenraumes durch ein transparentes Glasdach im Jahr 1999 trägt der Komplex den Namen Forum Pax Christi.
Baugeschichte
Baugeschichte
Von der Südseite der Kerzenkapelle her gelangt man in das von einem Glasdach überwölbte Forum Pax Christi.
Das Glasdach bildet gleichsam das „Zelt Gottes unter den Menschen“. Wie mit einem Mantel beschützt Maria gleichsam das hier betende Gottesvolk, sie hat ihren Schutzmantel ausgebreitet.
Seit der Errichtung des Forums Pax-Christi nach Plänen des in Münster lebenden Architekten Professor Harald Deilmann im Jahr 1981 sind die Sakraments- und Lichterprozessionen, vor allem aber der gemeinsame Gang des Kreuzweges bei jedem Wetter im Umgang des Forums möglich.
Durch die völlige Überdachung des Forums im Jahre 1999 mit einem transparenten Glasdach auf einer Stahlkonstruktion wurde der lange gehegte Wunsch Wirklichkeit, auch für die Feier der heiligen Eucharistie und Andachten eine völlige Unabhängigkeit von den widrigen Witterungseinflüssen der niederrheinischen Landschaft zu erlangen.
Baugeschichte Teil 2
In der nach dem Entwurf des Architekten Thomas Deilmann aus Münster errichteten Glasbedachung des Kapellenraumes vereinen sich neue architektonische Linien mit den Silhouetten von Kerzenkapelle und Basilika.
Auf dem Giebel der Kerzenkapelle wacht deren Patron, der Erzengel Michael, und auf der Dachspitze der Pax-Christi-Kapelle erscheint der Auferstandene Christus der Maria Magdalena als XV. Station des Kreuzwegs.
Beide werden überragt vom Dachreiter der Kerzenkapelle, der mit einem Marienbild bekrönt ist.
Weitere Informationen
Kreuz und Kerzenleuchter stammen aus der Werkstatt des Künstlers Heinz Wimmer aus Köln.
In den Fußboden der Kapelle sind Steine aus 21 Kathedralen Europas eingefügt. Es sind die sieben Kathedralkirchen der Kirchenprovinz von Utrecht (Utrecht, Breda, Groningen, Haarlem, Roermond, Rotterdam und s‘Hertogenbosch), die sieben der Kirchenprovinz von Köln (Köln, Aachen, Essen, Limburg, Münster, Osnabrück und Trier) sowie darüber hinaus Lüttich, Antwerpen, Gent, Luxemburg, Metz, Straßburg und Paderborn. Für den Kölner Dom steht stellvertretend ein besonders großer Stein.
Die Tabernakelstele, eine Stiftung der Bocholter Fußprozession, stammt aus der Werkstatt des Kevelaerer Goldschmiedes Paul van Ooyen.
Etwas in den Gemeinderaum vorgezogen steht der vom Kevelaerer Bildhauer Karl Hoss geschaffene Ambo, der Ort der Verkündigung der Frohbotschaft an die Gemeinde. Als Pultträger dienen die vier Evangelisten.
Beseelt von der pfingstlichen Botschaft verkünden sie allen den „Einen Christus“ und die „Eine Botschaft“. Schräg gegenüber vom Ambo befindet sich die aus Stein gehauene Nachbildung eines Kruges, in dem die Schriftrollen von Qumran am Toten Meer gefunden wurden.
Auch die Tischplatte des Zelebrationsaltares der Pax-Christi-Kapelle, gefertigt vom Künstler Roland Friedrichsen aus München, ruht auf Zeugen und Kündern der Botschaft Christi sowie Heiligen und Bekennern, die einen besonderen Bezug zur Geschichte und Gegenwart Kevelaers haben. Zu sehen sind: – der Hl. Willibrord, der erste Missionar und Glaubensverkünder an Rhein und Maas; – der Hl. Ludgerus, er war der erste Bischof von Münster, zu dessen Bistum Kevelaer heute gehört; – ferner der Hl. Hubertus, der an die Beziehungen zum benachbarten Belgien erinnert – und der Hl. Sebastian, der Patron der Schützen; der Hl. Liborius, der Patron des Erzbistums Paderborn, verweist nach Frankreich.
Die Inschrift besagt: „Liborio plaudat Gallia„ („Frankreich lobt Liborius)“. St. Elisabeth hat in Kevelaer die älteste Caritaskonferenz des Bistums. Karl Leisner fand hier seine Berufung.
Die Kerzenleuchter an den Pfeilern der Kapelle des Forums tragen jeweils die Namen eines der großen europäischen Marienwallfahrtsorte. Sie weisen auf die Verbundenheit der Pilger mit der Gottesmutter Maria hin, die an verschiedenen Orten verehrt wird. Die bedeutendsten Marienwallfahrts-orte Europas – Altötting (Deutschland), – Einsiedeln (Schweiz), – Fatima (Portugal), – Loreto (Italien), – Lourdes (Frankreich), – Luxemburg (Luxemburg), – Maria Bistrica (Kroatien), – Mariazell (Österreich), – Montserat (Spanien), – Tschenstochau (Polen) – und Ta Pinu (Malta) werden hier in Erinnerung gerufen.
Dieser Gedanke setzt sich an den Dachsäulen weiter fort. Hier sind die Namen weiterer Marienwallfahrtsorte Europas eingefügt. Sie alle weisen darauf hin: „Maria ist immer dieselbe, überall“. Auf die engen Beziehungen zu den Bistümern des Rhein-, Maas- und Moselgebietes, aus denen alljährlich Pilger nach Kevelaer wallfahren, weisen auch die zahlreichen Wappenscheiben in den Fenstern hin. Es sind die Wappen der Bischöfe aus der Kölner und Utrechter Kirchenprovinz sowie die Wappen zahlreicher Prozessionen aus den Benelux-Ländern und dem süddeutschen Raum. Sie alle bringen auf diese Weise ihre Verbundenheit mit Kevelaer zum Ausdruck. Auch die katholischen Verbände sind durch ihre Logos vertreten.
Weitere Information Teil 2
Das Verkündigungsfenster im Chor des Kapellenraumes schuf der Künstler Ludwig Baur (1904 bis 1977) aus Telgte nach dem Zweiten Weltkrieg als Ersatz für ein kriegszerstörtes Chorfenster der Basilika. Leider war dieser qualitätvollen Chorverglasung dort kein dauernder Verbleib vergönnt. Das lange Jahre eingelagerte Glasgemälde konnte hier jedoch sinnvoll eingefügt werden. Im Umgang beginnt der Kreuzweg, der sich wegen des geschützten Raumes und den kurzen Entfernungen zwischen den Stationen besonders für Behinderte eignet. Unter den von Hans Dinnendahl, Telgte, geschaffenen Bronzereliefs finden sich kurze deutsche und niederländische Texte zu den einzelnen Stationen, die keine Übersetzung sein wollen, sondern sich gegenseitig ergänzen.
Die Station der Kreuzigung in der Nähe der XII. Station ragt aus dem gesamten Zyklus heraus. Der große, aus Holz geschnitzte Korpus zeigt in aller Deutlichkeit die erduldete Schmach und Qual des am Kreuz gestorbenen Christus. Das Gebet unter dem Kreuz stand am Anfang der Geschichte Kevelaers: „STAT CRUX DUM VOLVITUR ORBIS“ („Fest und unerschütterlich steht das Kreuz, mag auch die Erde sich taumelnd drehen“). Ebenfalls von den Kreuzwegdarstellungen hervorgehoben ist die bereits erwähnte Station der Auferstehung auf den Dachspitzen der Pax-Christi-Kapelle über dem Chor. Maria Magdalena beugt ihr Knie vor Christus, dem von den Toten auferstandenen Gottessohn.
Am Ende des Kreuzweges erinnert die Bronzetafel an den Bischof von Lourdes, Pierre Marie Theas, der nach dem Zweiten Weltkrieg 1948 den ersten Brückenschlag des Friedens und der Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland anbot und ermöglichte. Daneben befindet sich eine Holzskulptur des österreichischen Künstlers Franz Donner mit dem Titel: „Der eiserner Vorhang wurde geöffnet“. Mit dem „Eisernen Vorhang“ wird die ideologische und schwer überwindbare Grenze zwischen West- und Osteuropa zwischen 1945 und 1989 beschrieben. Die Skulptur wurde im Jahr 2008 unmittelbar neben der Gedenktafel für Bischof Pierre Marie Théas angebracht. „Ich bringe euch den Bruderkuss des christlichen Frankreichs, einen Kuss, der Verzeihung gewährt und solche sucht, das heißt: der Kuss der Versöhnung.“ Mit diesen bewegenden Worten bot er damals auf dem Kapellenplatz dem deutschen Volk den Frieden an. Auch Papst Johannes Paul II., der Kevelaer am 02. Mai 1987 besuchte, engagierte sich für die Versöhnung über ideologische Grenzen hinweg, sprach über die Überwindung des Kommunismus und des „Eisernen Vorhangs“ und hat selbst maßgeblich dazu beigetragen. Beide Kunstwerke – die Skulptur und die Gedenktafel – stehen für Frieden und Versöhnung. Diese Werke erinnern daran, dass die Feindschaften und Trennungen des 20. Jahrhunderts wesentlich durch die Glaubenskraft engagierter Christen überwunden wurden. Es ist der leidende Christus selbst, der den Stacheldraht der Trennung durchbrochen hat und Versöhnung ermöglicht.
Die Westseite des Forums wird begrenzt durch das Petrus-Canisius-Haus. Es ist benannt nach Petrus Canisius, dem ersten deutsch-niederländischen Jesuiten (1521-1597). Neben Versammlungsräumen für Gemeinde und Pilger beherbergt das Haus den Fahnensaal, wo die Begleiter der Prozessionen ihre liturgische Kleidung und Fahnen ablegen und bei Bedarf trocknen können.
Seit dem 1.Mai 2001, dem Tage der alljährlichen Kevelaerer Wallfahrtseröffnung, erfeut das neue Glockenspiel im Forum Pax-Christi Bürger und Besucher der Stadt. Das Glockenspiel, aus der Pilgergemeinde für Kevelaer gestiftet, gehört mit seinen 48 Glocken zu den größten Instrument seiner Art in Deutschland.
Es wurde am Eröffnungstag der Wallfahrtszeit 2001 vom Luxemburger Erzbiscof Fernand Franck geweiht und der Öffentlichkeit übergeben. Zur Zeit erklingt das Spiel acht Mal täglich: um 9.00, 11.35, 14.30, 15.45, 16.45, 17.30, 18.45 und 21.00 Uhr. Die Zeiten sind so gewählt. dass keine laufenden Gottesdienste und keine anderen in der Nähe des Kapellenplatzes erklingenden Glocken-spiele gestört werden. Es erklingen jeweils Lieder zum Kirchenjahr, bekannte marianische Weisen oder Melodien von Wallfahrts-gesängen. Zuständig für das Spiel, das sowohl manuell über eine Klaviatur in der Sakristei der Kerzenkapelle als auch computergestützt gespielt werden kann, ist Basilikaorganist Elmar Lehnen.
Ein gerne besuchtes Denkmal ist der Arche-Noah-Brunnen am Ende der Lindenallee, direkt am Prozessionsweg zur Pax-Christi-Kapelle am Luxemburger Platz. Er wurde am 9. September 1999 fertiggestellt und entstand in Zusammenarbeit mit der Stadt Kevelaer, der Wallfahrtsleitung, der Sparkasse Kevelaer und den Nachbarschaften Busmannstraße und Luxemburger Galerie. Dieser „Erlebnisbrunnen“ symbolisiert zugleich Kunst, Freude, Erlebnis und Verkündigung. Entworfen und ausgeführt wurde er von der in München lebenden Künstlerin Johanna Körner und ihrer Tochter Stephanie von Estorff, Amsterdam.