Geistliches Wort zum Weihnachtsfest und zum Jahreswechsel 2021/22
Der Takt Gottes und unsere Zeitrechnung
Liebe Gemeinde, liebe Freunde von St. Marien Kevelaer,
der Advent lädt uns in jedem Jahr ein, die „Ankunft Jesu“ in unserem Leben zu feiern, ganz ohne Zeitdruck und ohne genauen Fahrplan. Gott kann in jedem Augenblick ankommen. Die Frage ist nur, ob ich ihn erwarte? Ich weiß nicht, wie es Ihnen und Euch im zurückliegenden Advent 2021 ergangen ist? Konnte Gott wirklich Ankunft feiern in meinem Leben? Lasse ich ihn überhaupt teilhaben, an dem was mich bewegt? Scheuen wir uns doch nicht, ihn in unser „Lebenschaos“ hineinschauen zu lassen. Der Stall zu Bethlehem war sicherlich nicht angenehmer zu betrachten. Warum tut Gott sich das eigentlich an, so auf die Welt zu kommen, als Mensch, wie du und ich? Weil er sich für mich interessiert! ER ist „dazwischen“ und hat im wahrsten Sinne des Wortes „Inter-esse“ am Leben des Menschen. Wir schreiben bald ein neues Jahr und nennen es auch im christlichen Selbstverständnis „anno Domini“, Jahr des Herrn. Für Menschen, denen es schwerfällt, an einen persönlichen Gott zu glauben, ist schon diese Bezeichnung eine Provokation. Da kommt „v. u. Z. und n. u. Z.“ („vor und nach unserer Zeitrechnung“), wie ich vor einiger Zeit in einem Berliner Museum las, schon etwas geschmeidiger daher, als v. Chr. und n. Chr. Wie dem auch sei, lassen wir doch als Christen Gott eine Chance zu uns vorzudringen. Lassen wir uns doch zum bevorstehenden Weihnachtsfest und Jahreswechsel den „Takt des Lebens“ immer einmal wieder von Gott selber vorgeben. Manche „Taktlosigkeit“ unter uns Menschen könnte doch aufgebrochen werden durch das Kind von Bethlehem. Ist es nicht denkbar, dass Jesu Botschaft von einer größeren Liebe zum Leben auch deshalb nicht mehr vordringt zum Herzen des heutigen Menschen, weil wir, die wir uns Christen nennen, es nicht mehr schaffen, sie in Wort und Tat herüber zu bringen? Weihnachten ist kein frommes Familienfest zur alljährlichen Erhebung der Seele. Es ist ein Weckruf, das Leben zu achten und zu schützen von der Empfängnis bis zum natürlichen Tode. Vielleicht wird es dann auch wieder möglich werden, dass Menschen anderer religiöser Prägung an unseren Worten und unserem Tun ablesen können, welche Hoffnung es ist, die unser christliches Leben trägt.
Ich wünsche Ihnen und Euch allen in diesem Sinne eine frohmachende Weihnacht
und den Frieden unseres Herrn Jesus Christus im Neuen Jahr 2022!
Ihr und Euer
Pastor Gregor Kauling