„Wenn notwendig, werden wir alle für Christus sterben“
Ernest Simoni überlebte Folter und Zwangsarbeit im kommunistischen Albanien
Zum ersten Päpstlichen Segen der diesjährigen Wallfahrtszeit kommt Ernest Kardinal Simoni in die Wallfahrtsstadt. Der inzwischen 89jährige Kardinal ist einer der letzten Überlebenden des kommunistischen Schreckensregimes in Albanien. Als Papst Franziskus das Land im Jahr 2014 besuchte, traf er auch den alten Priester und hörte sichtlich bewegt seine Geschichte. Im Konsistorium vom 19. November 2016 erhielt Ernest Simoni den Kardinalspurpur und wurde Kardinaldiakon der Diakonie von Santa Maria della Scala.
Zur Zeit der Machtübernahme des kommunistischen Regimes in Albanien im Dezember 1944 war Ernest Simoni ein junger Seminarist. Die atheistischen Machthaber wollten den Glauben und jede Religion vollends ausmerzen. Priester wie Laien wurden verhaftet, gefoltert und ermordet, so auch 1948 die franziskanischen Oberen von Pater Simoni. Dieser studierte heimlich weiter und wurde 1956 zum Priester geweiht. Vier Jahre später stellten die Machthaber die überlebenden Geistlichen vor eine Wahl: Wer sich vom Papst und der Kirche distanziere, komme frei. Pater Simoni und seine Mitbrüder lehnten ab.
Am 14. Dezember 1963 überreichten ihm Beamte nach einer Heiligen Messe, die er gefeiert hatte, seinen Haftbefehl – und sein Todesurteil. Sie legten ihm Handschellen an und führten ihn ab. Im Verhör sagten ihm die kommunistischen Handlanger, dass sie ihn hängen werden, als Feind, weil er dem Volk sagte: „Wenn notwendig, werden wir alle für Christus sterben“. Die Kommunisten folterten den katholischen Priester schwer, doch, wie er selber sagt, „der Herr wollte mich am Leben erhalten“. „Die Göttliche Vorsehung sah vor, dass mein Todesurteil nicht sofort ausgeführt wurde“, ist sich Ernest Simoni sicher. Sie brachten ihm einen anderen Gefangenen in die Zelle, einen guten Freund, um ihn auszuspionieren. „Er fing an, die Partei zu kritisieren“, erinnert sich Pater Simoni. „Ich antwortete, dass Christus uns gelehrt habe, unsere Feinde zu lieben, ihnen zu verzeihen und wir immer das Gute im Menschen suchen sollten“. Diese Worte hörte auch der Diktator, der den jungen Priester wenige Tage später von seinem Todesurteil freisprach.
Stattdessen wurde Pater Simoni zu 28 Jahren Zwangsarbeit verurteilt und musste unter anderem in den Kloaken oder Abflusskanälen der Stadt Skutari arbeiten. Während dieser Zeit feierte er hinter den Gefängnismauern heimlich die heilige Messe, hörte Beichte und verteilte die Kommunion. Erst als das kommunistische Regime gestürzt und Religionsfreiheit eingeführt wurde, kam Pater Simoni am 5. September 1990 endgültig frei. Auf die Wand seiner Zelle hatte er geschrieben „Mein Leben ist Jesus“.
In Kevelaer feiert der Kardinal bereits am Samstag, 7. Juli, um 18.30 Uhr in der Basilika die Vorabendmesse mit den Gläubigen. Am Sonntag, 8. Juli, zelebriert Simoni ab 10 Uhr in der Basilika das Festhochamt zur Äußeren Feier des Festes „Mariä Heimsuchung“. Musikalisch wird das Amt von Chor und Orchester der Basilikamusik gestaltet. Unter der Leitung von Chordirektor Romano Giefer erklingt die Festmesse in F-Dur von Robert Führer. Nach dem Amt erteilt Kardinal Simoni von den Stufen vor dem Hauptportal der Basilika aus den Päpstlichen Segen.