10. Interreligiöse Friedenswallfahrt in Kevelaer
Zum 10. Mal treffen sich die Friedenspilger der drei abrahamitischen Religionen am Sonntag, 18. August 2024, in Kevelaer. Genauer: um 16.00 Uhr im Forum Pax Christi auf dem Kapellenplatz.
Sich um den Frieden in der Welt sorgen, das tun aktuell so, so viele Menschen. Viele Gespräche, die man hört und führt, drehen sich um dieses Thema. „Komm, wir zieh‘n in den Frieden…“ heißt das bekannte Lied von Udo Lindenberg. Menschen wollen das viel lieber als in den Krieg zu ziehen. Wir hier in Kevelaer wollen in diesem Jahr weniger Worte machen um den Frieden, wir wollen ihn viel mehr besingen! Musizieren und singen…

Es soll einen großen Friedenschor geben von allen Menschen, die gerne Friedenslieder singen möchten – die den Frieden aus ihrem ganzen Herzen herbeisingen möchten. Dabei kommt es nicht darauf an, dass man geübt ist im Singen oder Noten lesen kann. Alle Friedenspilger können einstimmen in bekannte Refrains, klatschen und sich bewegen.
Ein Chor aus Chormitgliedern des Theaterchores Kevelaer unter dem Dirigenten Johannes Stammen aus Weeze-Wemb hat seine Teilnahme zugesagt. Mit großem Engagement hat Biggi Lehnen aus Kevelaer ebenso zwei weitere wunderbare Musiker*innen aus dem Iran für diese interreligiösen Friedenswallfahrt gewinnen können: Foroogh Fazit, Pianistin und Sängerin, sowie Siamak Karimpour, Posaune. Beide sind hochqualifizierte Orchester- und Solomusiker und werden uns auch musikalische Friedensgedanken aus Ihrer Heimat nahebringen. Deutlich werden soll vor allen Dingen eine lebendige, dynamische Bewegung für den Frieden in unserer Welt.
Der Titel der diesjährigen interreligiösen Wallfahrt für den Frieden „1:0 für den Frieden“ deutet es schon an: wir sind im Sportsommer 2024! Die Fußball-EM liegt hinter uns, die olympischen Spiele in Paris sind gerade zu Ende gegangen. Internationale sportliche Begegnungen, die aufzeigen konnten, dass Frieden im Miteinander der Nationen und Religionen, der Kulturen und Sportarten möglich ist.
Michael Rubinstein, israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs, wird wieder – wie von Beginn an – als Repräsentant für die jüdische Religionsgemeinschaft als Friedenspilger in Kevelaer sein. Er kommt dafür extra aus Stuttgart an den Niederrhein.
Ahmed Aweimer, ebenfalls von Beginn an dabei, vertritt als Kirchenbeauftragter des Zentralrats der Muslime die muslimischen Friedenspilger.
Für die christlichen Gemeinschaften sind es Pfarrer David Burau von der Evangelisch- Freikirchlichen Gemeinde Kevelaer und Pastor Paul Hagemann von der katholischen Kirchengemeinde St. Marien Kevelaer.
Wie vor zehn Jahren sind auch Christel Neudeck, die Ehefrau des 2016 verstorbenen Friedensaktivisten, Journalisten und CAP ANAMUR Begründers Dr. Rupert Neudeck, sowie sein Bruder Veit mit allen Friedenspilgern auf dem Weg. Ebenso wie ein Team der Stiftung „Aktion pro Humanität“. Der dritte Mitbegründer dieser interreligiösen Friedenswallfahrt, der heutige Weihbischof Rolf Lohmann, wird mit einem kurzen Grußwort und seinen Gedanken zum Frieden vertreten sein.
Wie vor zehn Jahren gilt es bis heute, mit dieser interreligiösen Friedensaktion und dem großen Friedenschor aus allen Friedenspilgern nicht nur auf dem Kapellenplatz, sondern weit darüber hinaus mit dieser alljährlichen Friedensinitiative zu klingen.
Ein großes, buntes Schwungtuch steht mit seinen Farben für alle Nationen, Religionen, Kulturen, Sprachen. Es wird, wenn alle gemeinsam anfassen und es in Bewegung halten, ein starkes Zeichen sein, dass Frieden Dynamik und Bereitschaft zu Bewegung benötigt, um die Bälle für eine friedlichere Welt in Dynamik zu halten. Es wird auch mit uns ziehen, wenn die Friedenspilger singend und musizierend ein kurzes Stück durch die Stadt ziehen.
Gesang, Musik, Gedanken und Reflexionen, Situationsbeschreibungen aus den Kriegsgebieten, die Gedanken der Menschen, die dort leben, kurze Gebete und Bitten werden den übergroßen Wunsch nach Frieden aller drei monotheistischen Religionen in Kevelaer deutlich spürbar werden lassen. Denn es bleibt so überaus wichtig: von den Religionen unserer Welt muss Frieden ausgehen! Sie müssen ihn erbitten, bestärken, mit realisieren.
Mit einem Abschlussgebet aller Friedenspilger und der drei abrahamitischen Religionen an der Friedenslicht- Stele endet die 10. interreligiöse Friedenswallfahrt gegen 18.00 Uhr.

Statements von drei Religionsvertretern zur interreligiösen Friedenswallfahrt:
Michael Rubinstein: „Frieden auf Erden schwindet. Wir erleben an verschiedenen Orten der Welt schwere Zeiten. Ungerechtigkeit, Werteverlust und Doppelmoral sind leider eindeutig vorhanden. Der 3. Weltkrieg droht. Die Hoffnung auf Frieden dürfen wir trotzdem nicht verlieren! Wir müssen gemeinsam Frieden suchen. 1:0 für den Frieden!“

Ahmed Aweimer: „Ich frage mich heute mehr denn je, ob wir Menschen aus unserer Geschichte wirklich gelernt haben und die richtigen Schlüsse daraus gezogen haben. Im Laufe der Jahrhunderte sollte sich eigentlich die Erkenntnis durchgesetzt haben, dass man mit Toleranz und Dialogbereitschaft am ehesten ein friedliches Miteinander oder sogar einen echten Frieden erreichen kann. Doch wenn ich aktuell sehe, wie sich Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit, Nationalismus Hass und Gewalt in seiner ganzen Bösartigkeit immer stärker ausbreitet, beschleicht mich immer mehr das Gefühl, wir steuern in Richtung Abgrund. Aufgeben ist jedoch keine Option für mich. Denn dann hätten wir schon verloren.“

Paul Hagemann: „Ich bin überzeugt, dass die Religionen einen wesentlichen Beitrag zum Frieden in der Welt leisten können. Auch wenn Religion in der Vergangenheit und leider auch in der Gegenwart schon oft instrumentalisiert wurde für Gewalt und Hass: Im Kern lehren sie uns, dass Gott der Schöpfer und Vater aller Menschen ist. Den einen Gott zu verehren, heißt, die anderen zwar in ihrer Unterschiedlichkeit wahrzunehmen, zugleich aber auch sie als Schwestern und Brüder zu sehen. Alle haben die gleichen Rechte und die gleiche Würde.“

Bilder: Friedenswallfahrt 1 / 2: Wallfahrtsleitung Kevelaer.